Hallo zusammen!
Lasst uns ein Tai-Ji-Quan-Tutorial machen.
Heute lernen wir die erste Sequenz des Tai-Ji-Quan 24er-Stils (Yang-Stil).
Warum habe ich diese Form gewählt? Zunächst einmal, weil sie eine der bekanntesten ist und Anfängern eine Einführung in die wesentlichen Grundlagen des Tai Ji Quan bietet.
Aber in Wirklichkeit ist die Form selbst nicht das Wichtigste. Ich habe sie gewählt, weil man in ihr grundlegende Übungen und Basistechniken findet (in China nennt man sie „Ji Ben Gong“). Unabhängig von deinem Niveau – Anfänger oder Fortgeschrittener – sind diese Übungen sehr wichtig.
Tatsächlich findet man diese Ji Ben Gong in den meisten Tai-Ji-Formen, unabhängig vom Stil. Es kann Variationen und kleine Unterschiede geben, je nach Stil, aber Bewegungen, Gleichgewicht, Richtung usw. bleiben immer gleich.
Ich sage meinen Schülern immer, dass das bloße Üben einer Form oder eines Tao nicht das Wichtigste ist und eure Kung-Fu- oder Tai-Ji-Fähigkeiten nur wenig verbessert. Natürlich erweitert das Lernen einer Form euer Wissen, aber wenn ihr sie wirklich meistern wollt, müsst ihr jedes Ji Ben Gong oder jede Sequenz, aus der die Form besteht, einzeln trainieren und wiederholen. Das ist der einzige Weg, um sich wirklich zu verbessern.
Deshalb trenne ich in diesem Tutorial jede Bewegung einzeln, damit ihr jedes Ji Ben Gong lernen und perfektionieren könnt. Als Bonus habt ihr am Ende sogar eine neue Form gelernt – zumindest die Hälfte davon.
1. 起式 (Qishi): Startposition

Diese Übung findet man in den meisten Tai-Chi-Formen und -Stilen (mit möglichen Variationen im Stand oder in der Körperhaltung).
Man kann sie zusammenfassen als: „Aufrichten, Hände heben und senken“. Dabei gibt es jedoch eine klare Reihenfolge für die Arme: Die Schulter bewegt den Ellbogen, der Ellbogen bewegt das Handgelenk und das Handgelenk bewegt die Hand.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sagt man, dass diese Übung den Magen stärkt und als Yang-Bewegung gilt.
2. 左右野马分鬃 (Zuo You Ye Ma Fen Zong) – Die Mähne des wilden Pferdes teilen

In der Form wird diese Bewegung dreimal ausgeführt (links – rechts – links).
Das Wichtigste ist, das Becken auf derselben Höhe zu halten, als gäbe es eine imaginäre Linie über deinem Kopf, die du nicht überschreiten darfst.
In der TCM heißt es, dass diese Übung den Dünndarm stärkt und eine Yang-Bewegung ist.
3. 白鹤亮翅 (Bai He Liang Chi) – Der weiße Kranich breitet seine Flügel aus

Das Wichtigste ist, das gesamte Körpergewicht auf das rechte Bein zu verlagern. Im Wushu nennt man diese Haltung 虚步 (Xu Bu), den Leerschritt.
In der TCM wird diese Übung dem Herzen zugeordnet und gilt als Yin-Bewegung.
4.1 左右搂膝拗步 – Bürste das Knie und stoße vor (Ansicht 1)

4.2 左右搂膝拗步 – Bürste das Knie und stoße vor (Ansicht 2)

Diese beiden GIFs zeigen dieselbe Bewegung, lediglich aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln.
Wie bei Bewegung 2 wird sie dreimal wiederholt, wobei das Becken auf gleicher Höhe bleibt.
Das vordere Knie wird gebürstet (blockiert), anschließend erfolgt ein Stoß mit der gegenüberliegenden Hand.
In der TCM stärkt diese Übung den Dickdarm und gilt als Yang-Bewegung.
5. 手挥琵琶 (Shou Hui Pi Pa) – Die Laute spielen

Man geht in die Xu-Bu-Position, die Arme sind leicht gebeugt, als würde man ein Instrument spielen.
In der TCM wird diese Übung der Leber zugeordnet und als Yin-Bewegung betrachtet.
6. 左右倒卷肱 (Zuo You Dao Juan Gong) – Rückwärtsschritt und Affen abwehren

Wie bei Bewegung 2 und 4 bleibt die Körperhöhe konstant.
Diese Bewegung wird viermal ausgeführt (2 links, 2 rechts). Eine Hand beschreibt einen Bogen nach unten und ersetzt die andere, während der Fuß angehoben wird.
In der TCM stärkt diese Übung die Lungenkapazität und gilt als Yin-Bewegung.
7–8. 左 / 右拦雀尾 (Lan Que Wei) – Den Spatzenschwanz greifen
Diese beiden Bewegungen sind identisch und werden einmal links und einmal rechts ausgeführt.
Das Wichtigste ist der kontinuierliche Wechsel des Körpergewichts zwischen Vorder- und Hinterbein.
In der TCM wird diese Sequenz dem Perikard zugeordnet und als Yin-Bewegung betrachtet.
9. 单鞭 (Dan Bian) – Einfache Peitsche

Diese Technik findet man in vielen Tai-Chi-Formen und -Stilen.
Der Übergang ist anspruchsvoll und sollte mehrmals geübt werden.
In der TCM wird diese Übung dem Herzen zugeordnet und gilt als Yin-Bewegung.
10. 云手 (Yun Shou) – Wolkenhände

Eine der wichtigsten Übungen, die in vielen Wushu-Stilen vorkommt.
Die Knie bleiben gebeugt, die Schultern entspannt, und der Blick folgt den Händen.
In der TCM stärkt diese Übung den Dreifachen Erwärmer und gilt als Yang-Bewegung.
11. 单鞭 (Dan Bian) – Einfache Peitsche
Wiederholung wie bei Bewegung 9.
12. 高探马 (Gao Tan Ma) – Hoch zum Pferd greifen

Die Füße nicht zu nah zusammenbringen und anschließend in die Xu-Bu-Position wechseln.
In der TCM stärkt diese Übung den Dünndarm und gilt als Yang-Bewegung.
Dies ist die letzte Bewegung der ersten 12 Sequenzen – damit hast du bereits die Hälfte der Form gelernt.